Sanierung "Herzoghaus" Lauben


Reparieren und Recycling
Das Herzoghaus in den Meraner Lauben steht inmitten des alten Stadtkerns. Ein Bewahren der Substanz ist in diesem vor Jahrhunderten entstandenen Umfeld eine verständliche Ambition. Dass jedoch bei allem Respekt vor dem denkmalpflegerischen Diktat dem Haus eine le- bendige Nutzung nicht abgesprochen werden soll, auch. Dazu bedarf es, wie die Architekten Elmar Unterhauser und Christoph Störk bewiesen haben, eines reanimie- renden Recyclings.

Den Klischees gegensteuern
Die Meraner Lauben formen den Charakter der Stadt auf ihre Weise. Sie sind Touristenmeile, historisches Herz und ein be- liebtes Postkartenmotiv.
Die Strukturen dieses traditionell ge- wachsenen Gefüges sind von prägender Beschaffenheit, was es verständlich macht, dass jeder Eingriff in diese Substanz nicht nur beobachtet wird, sondern auch Fingerspitzengefühl erfor- dert. Jede Intervention ist ein Balanceakt, den Kontext zu re- spektieren, jedoch letztendlich visuell eigenständig vorzugehen und einzugreifen.
Keine Mumifizierung des Bestandes, sondern eine zeitgemäße, urbane Landgewinnung", ein Recycling zur Verdichtung des städtischen Raumes, der - wie es in Meran der Fall ist im eigenen Klischee zu ersticken droht. Denn die Stadt ist mit ihrer Positionierung als ehemaliger k. und k. Luftkurort und der in den Sommermonaten wie zur Wallfahrt einströmen- den Bus-Touristen in ein straffes Korsett gezwängt, eines, das viel Luft für Zeitgemäßes nimmt. Diesem gilt es unter anderem auch auf architektonische Weise gegenzusteuern.
Die Parameter ihres Reparatur-Eingriffs haben Elmar Unter- hauser und Christoph Störk für sich mit der Auflage definiert, alle neuen Materialien von der Struktur sichtbar abzusetzen.

Während also historisch wertvolle und denkmalpflegerische Bauelemente wie etwa die alten Holz-Türrahmen, die gotischen Decken, Stuckarbeiten und schmiedeeiserne Teile gerettet und saniert wurden, ist alles Neue klar erkennbar. Keine Rekon- struktionen, kein Nachbauen.
Das Alte ist alt, das Neue ist neu. Das ursprüngliche Renaissance-Tor wurde erhalten, die Funk- tionen des Eingangs nimmt aber jetzt eine neue Stahltüre auf, die sich dahinter befindet. Das Herzoghaus sollte nach der Sanierung und dem Umbau acht Wohnungen für ältere Ehepaare und Senioren aufnehmen. Die Architekten sprechen in diesem Zusammenhang von „wie- dergewinnen", was konsequent gedacht richtig ist, denn warum sollten alte Strukturen nicht einer lebendigen, urbanen Wohn- nutzung zugeführt werden? Eine zeitgemäße Wohnraumgewin- nung gerade für Kernstädte.
Doch eine Wohnnutzung, und gerade eine durch Senioren, ver- langt aber einiges an für heutige Verhältnisse unverzicht- barem Komfort. Lichtdurchflutete Apartments, vielleicht sogar mit einem Außenbereich wie Terrassen und Balkone, sowie eine für die zukünftigen Bewohner bequemen Erschließung (ein eingebauter Aufzug gilt als dringendes Muss), gehören heute zu den unumstrittenen Standards des Wohnens. Mit anderen Worten: Alles Forderungen, die bei der „Reanimierung" von al- ter Substanz einiges an sensiblem, architektonischem Geschick abverlangen. Möglich gemacht wurde der Umbau mit einem finanziellen Kraftakt und hohem organisatorischen Aufwand durch das IFSW, des Instituts für Sozialen Wohnbau in Bozen sowie durch die Pfarre St. Nikolaus, die das Gebäude im Ober- flächenrecht zur Verfügung stellte.

architektur.aktuell 10.2005
Andrea Nussbaum

Projektdaten
Ort: Meran, IT

Status: Abgeschlossen

Planungsbeginn: 2000
Ausführung: 9/2001 - 4/2004

Project team
EU Architects
Arch. Elmar Unterhauser

 

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